Kulturbeschreibung Schnittsonnenblumen Freiland
1. Standortwahl
Tiefgründige, leicht erwärmbare, gut strukturierte Löß-, Lößlehm- und sandige Lehmböden gewährleisten aufgrund ihrer guten Durchwurzelbarkeit und der hohen Wasserspeicherkapazität eine stetige Wasser- und Nährstoffnachlieferung. Bedingt durch Pflugsohlen-Verdichtungen und Strukturschäden sowie schwere und kalte, untätige Böden kann sich das Wurzelwerk während der Jugendentwicklung nur unzureichend entwickeln, was unter Umständen Wasser- und Nährstoffmangel zur Folge hat. Diese Böden sind vom Sonnenblumenanbau auszuschließen. Die Sonnenblume stellt keine besonderen Ansprüche an die Bodenreaktion. Bei zu hohen pH-Werten können allerdings Bor und andere Spurenelemente festgelegt und und somit nicht verfügbar sein.
2. Bodenbearbeitung und Saatbettbereitung
Eine tiefe Winterfurche und ein gut abgetrocknetes, verdichtungsfreies Saatbett sind grundsätzlich für den Sonnenblumenanbau zu empfehlen. Auf leichten Böden ist eine Wassersparende Bodenbearbeitung im Frühjahr anzuraten. Um einen regelmäßigen Auflauf sicherzustellen, sollte das Saatbett feinkrümelig sein.
3. Saatzeitpunkt und Aussaat
Die optimale Saatzeit ist durch die Bodentemperatur bestimmt. Die Saat sollte, sofern die Gefahr von Fraßschäden (Abfressen junger Keimlinge) durch Vögel (abdecken mit Vlies), Schnecken und sonstige bodenbürtige Schädlinge besteht erfolgen. Zu frühe Aussaaten bewirken, dass bei zu tiefen Bodentemperaturen die empfindliche Keimblatt- und frühe Jugendphase von den Sonnenblumen nicht zügig durchwachsen werden können. In wärmeren Regionen sollte daher frühestens Ende März, besser aber erst Anfang April gesät werden. Die Aussaaten sind bis Mitte Juli in Folgesätzen möglich um noch eine Ernte Anfang Oktober zu erreichen. Bei verzweigten Sorten sind frühere Aussaattermine zu wählen, um eine gute Verzweigung sicherzustellen. Hier bringen späte Aussaaten nur eine Einzelblüte.
Die Aussaat erfolgt mit pneumatischen Einzelkorn-Sämaschinen bei Aussaattiefen von 3 cm auf schweren Böden und 3 - 5 cm auf leichten und trockeneren Böden. Die Lochscheibe sollte einen Lochdurchmesser von 2,5 mm aufweisen. Auch Aussaaten mit von Hand geschobenen Sämaschinen oder Einzelablage sind möglich.
Sonnenblumen können bei Direktaussaat im Freiland schon mal Frosttemperaturen bis – 4Grad ohne Schaden vertragen. Jedoch nicht bei im Gewächshaus vorkultivierten Presstöpfen, die dann ausgepflanzt werden.
4. Bestandesdichte
Höhere Pflanzdichten ergeben einen kleineren Korbdurchmesser und dünnere Stiele. Einstielige Sorten können bis zu 40 Stielen/m2 ausgepflanzt werden. Die Qualität der Stieldicke und Blütengröße ist über die Pflanzdichte, Düngung und Wasserzufuhr zu kontrollieren. Die Bestandsdichte variiert je nach Sorte.
Verzweigte Sorten sind in Reihen auszusäen um eine gute Verzweigung zu sichern. Hier ist auch das rechtzeitige Stutzen (bei ca. 30-40 cm Höhe) von Vorteil, um eine gute Verzweigung und ausreichende Stiellängen der Seitentriebe zu sichern.
5. Düngung
Die N-Nachlieferung des Bodens muß für jeden Standort individuell vom Anbauer abgeschätzt werden. Auf schweren und tiefgründigen Böden sind Düngergaben von 0-30 kg N/ha zur Saat ausreichend, während die Stickstoffgaben auf leichten und durchlässigen Böden 10-50 kg N/ha betragen sollten. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die Sonnenblume aufgrund ihres Wurzelsystems, das bis in eine Bodentiefe von 4 m reicht, ein ausgeprägtes Nährstoffaneignungsvermögen aufweist. Die Nmin-Untersuchung bietet für die Bemessung der Stickstoffdüngung wichtige Anhaltspunkte, da sie die N-Verfügbarkeit zur Probennahme darstellt. Für die weitere N-Bilanzierung ist die Nachlieferung des Bodens im Verlauf der Vegetationsperiode, die vom Mineralisierungsverhalten des jeweiligen Ackerschlages abhängt, von entscheidender Bedeutung.
Phosphor, Kalium und Magnesium werden nach entsprechender Nährstoff-Bilanzierung als Grunddüngung gegeben.
6. Unkrautbekämpfung
Gegen zweikeimblättrige Samenunkräuter sind in Deutschland derzeit keine Nachauflaufmittel zugelassen.
Als Vorauflaufmittel gegen zweikeimblättrige Unkräuter und Ungräser hat sich der Einsatz von Bandur bewährt. Das Herbizid sollte spätestens 3 Tage vor dem Auflaufen mit einer Aufwandmenge von 4 l/ha ausgebracht werden.
Auch Stomp, das sicher gegen zweikeimblättrige Samenunkräuter (gegen Klettenlabkraut Wirkung nicht immer ausreichend) sowie Windhalm und Einjährige Rispe wirkt, ist als Herbizid im Vorauflauf (VA) zur Verfügung. Der VA-Einsatz von Stomp (5 l/ha) sollte direkt nach der Saat erfolgen, wobei die Mindestsaattiefe 3 cm betragen muß. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen (Kälte, Feuchtigkeit) kann es bei der Anwendung dieses Mittels zu Wurzelhalsschäden kommen, die unter Umständen ein Abknicken des Stengels verursachen.
Das VA-Herbizid Racer weist eine ähnlich Wirkungsbreite auf und wird entweder in Tankmischungen mit Stomp SCÒ oder alleine mit einer Aufwandmenge von 3,0 l/ha bis spätestens 5 Tage nach der Saat, auf gut abgesetztem Boden angewendet. Racer hat allerdings zur Zeit keine Pflanzenschutzmittel-Zulassung, d.h. es dürfen nur noch im Betrieb vorhandene Restmengen aufgebraucht werden!
Für die Bekämpfung von Klettenlabkraut, Vogelmiere und Weißer Gänsefuß in Sonnenblumen ist ferner Boxer im VA-Verfahren zugelassen.
Für die Gräserbekämpfung steht nur ein Nachauflaufherbizid zur Verfügung. Fusilade MEÒ zeigt eine optimale Wirkung gegen Ungräser im Zwei- bis Vierblatt-Stadium bei wüchsigen Bedingungen (Ausnahme: Einjährige Rispe). Der allgemeine Anwendungsbereich liegt zwischen 1,0-1,5 l/ha; bei Queckebesatz muß die Dosierung allerdings auf 2-3 l/ha erhöht werden.
Ich weiße an dieser Stelle ausdrücklich auf den Haftungsausschluss von diesen Empfehlungen hin, hier sind die jeweiligen Bedienungsanleitungen sorgfältig zu lesen und Testspritzungen sind durchzuführen.
7. Tierische Schädlinge
Während der Keimblatt- und Jugendentwicklung sind Sonnenblumen besonders von tierischen Schädlingen bedroht. Neben dem Abzwicken der Keimlinge durch Tauben und Fasane können auch Feldmäuse, Schnecken und Drahtwürmer, aber auch Hasen und Rehwild einen beträchtlichen Schaden bis zum Totalausfall verursachen. Sonnenblumen werden aus unbekannten Gründen bevorzugt von Vögeln gefressen. Damit diese sensible Entwicklungsphase vom Auflaufen der Pflanzen bis zur Entwicklung des zweiten bis dritten Laubblattpaares zügig abgeschlossen wird, sollte die Aussaat zu einem späteren Termin bzw. erst bei ausreichender Bodenerwärmung erfolgen. Abdeckung durch Vlies beim frühen Aussaattermin schützt vor Vögel. Ein Anbau auf zuvor stillgelegten Flächen ist in Bezug auf Schnecken- und Drahtwurmfraß ein besonderes Risiko. Schnecken sind durch Beidrillen oder Ausstreuen von Schneckenkorn direkt zu bekämpfen, aber die Wirkung ist begrenzt. Vogelfraß kann durch eine Ablenkungsfütterung mit vorgequollenem Mais, durch das Anbringen von Sitzstangen für Greifvögel sowie durch das Aufstellen von Vogelscheuchen und Windbändern, sofern sie erst kurz vor dem Auflaufen aufgestellt werden (Gewöhnung!), bekämpft werden. Bedingt ist es möglich, dem erwarteten Vogelfraß im Keimblattstadium durch eine etwas höhere Aussaatstärke zu begegnen.
Hohe Ertragseinbußen sind auch durch Blattlausbefall möglich. Verkräuselte Blätter und Blüten machen die Schnittsonnenblumen unvermarktbar.
8. Pilzkrankheiten
Die wichtigsten Pilzkrankheiten in Deutschland sind der Grauschimmel (Botrytis) und die Stengel- und Korbfäule (Sklerotinia). Seit einigen Jahren gewinnen aber auch der Falsche Mehltau (Plasmopara) sowie Phomopsis und Phoma an Bedeutung.
Zur Vorbeugung gegen einen Sklerotinia-Befall sind Anbaupausen von vier bis fünf Jahren einzuhalten. Desweiteren empfiehlt sich eine verhaltene Stickstoffdüngung und eine mittlere Bestandesdichte, die zudem auch vorbeugende Maßnahmen gegenüber einem Botrytis- sowie Phomopsisbefall sind. Eine Beregnung sollte grundsätzlich verhalten erfolgen, um einer pilzlichen Infektion vorzubeugen.
Gegen den Falschen Mehltau sollte vorrangig Metalaxyl-gebeiztes Saatgut Verwendung finden.
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